Die Marionette by Alex Berg

Die Marionette by Alex Berg

Autor:Alex Berg [Berg, Alex]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783426410028
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2011-08-15T22:00:00+00:00


Fahrzeuge fuhren den schmalen Weg zum Kloster hinauf, parkten auf einer eigens abgezäunten Fläche. Die Trauergäste sammelten sich im Innenhof. Funkwagen der Fernsehsender mit ihren Antennen und Satellitenschüsseln standen außerhalb der Mauern, im Inneren brachten sich die Kamerateams in Stellung, filmten das Musikkorps der Bundeswehr, graue Ausgehuniformen und weinrote Barette in Formation. Der letzte Zapfenstreich. Er war unvermeidlich. Ebenso wie der graue Stahlhelm auf dem Sarg. Katja lauschte dem klagenden Klang der Trompete, der zitternd und vom Wind verweht bis zu ihr heraufhallte. Chris hatte nie viel übrig gehabt für diese Zeremonien. Sie erinnerte sich an sein versteinertes Gesicht, als sie die letzten Gefallenen in ihren Särgen nach Deutschland verabschiedet hatten. »Ein besser gepanzertes Fahrzeug hätte ihnen mehr gebracht«, hatte er hinterher bitter zu ihr gesagt. Sein Fahrzeug war gepanzert gewesen, hatte ihn aber nicht vor den so überaus schlagkräftigen Waffen seiner Gegner beschützt. Sie durfte nicht zulassen, dass diese Tatsache in Vergessenheit geriet. Sie durfte nicht schweigend zusehen.

Der Trompeter trat ins Glied zurück. Und während sie in die plötzliche Stille lauschte, kehrte die Klarheit zurück. Füllte die Leere. In aller Ruhe richtete sie das Gewehr aus. Kontrollierte ihren Atem und wartete. Sie müssen ein Ziel haben, hatten die Psychologen ihr damals gesagt, eine Perspektive.

Sie verfolgte, wie die Journalisten ihre Kameras auf einen Mann in der ersten Reihe richteten, der jetzt aufstand und gemessenen Schrittes auf das Podium stieg. Durch das Zielfernrohr konnte sie sein hageres Gesicht sehen, das graumelierte Haar, den ernsten Blick. Er begann zu sprechen. Trotz des Mikrofons konnte sie nicht hören, was er sagte. Es war auch nicht wichtig. Wichtig war allein, dass die ganze Welt durch die auf ihn gerichteten Kameras sehen würde, was geschah. Bilder, die sich in das Gedächtnis der Nationen brennen würden. Sie konzentrierte sich auf das Fadenkreuz. Atmete aus. Sie hatte nur einen Schuss.

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